Gelsenkirchen. Die registrierten Keuchhusten-Fälle sind in diesem Herbst auf dem Höchststand seit zehn Jahren. So ist die Lage in Gelsenkirchen.
Deutlich mehr Menschen als gewöhnlich sind dieses Jahr in Deutschland an Keuchhusten erkrankt. Rund 22.500 laborbestätigte Fälle mit Angaben von Symptomen sind bislang an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet worden (Stand 21. November). So hoch waren die Zahlen in den vergangenen zehn Jahren noch nie.
Auch in Gelsenkirchen verzeichnet man einen deutlichen Anstieg der Zahlen. „Wir haben in diesem Jahr bisher 45 Meldungen nach dem Infektionsschutzgesetz für Keuchhusten“, so Stadtsprecher Martin Schulmann. Zum Vergleich: „Im gesamten Jahr 2023 waren es neun Meldungen.“ Zur Ursache und zur Verteilung der Fälle könne man aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts sagen, so Schulmann.
Der Sprecher der Gelsenkirchener Hausärzte, Simon Kirchberg, registriert in seiner Praxis in Ückendorf in diesem Herbst eine „sehr starke Erkältungswelle, wieder viele Corona- und Influenzafälle“. Keuchhusten spiele in der Gemeinschaftspraxis Kirchbergs noch keine große Rolle.
Im Jahr 2023 wurden laut RKI bundesweit zum Beispiel nur rund 3.430 Fälle registriert. Die meisten gab es in den vergangenen Jahren zuletzt 2017 mit rund 16.829 gemeldeten Fällen. „Wir raten sehr dringend, eine Impfung wahrzunehmen“, sagte Tanja Brunnert, Sprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärztinnen. Für Neugeborene werden in Deutschland drei Impfungen im Alter von zwei, vier und elf Monaten empfohlen.
Drei Impfungen im ersten Lebensjahr – dann ist eine Grundimmunität gegen Keuchhusten vorhanden. Für die Kleinen ist dieser Schutz sehr wichtig, denn die von Bakterien ausgelöste Erkrankung kann für sie lebensgefährlich werden. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für alle Kinder und Säuglinge die Impfung.
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Doch die drei Impfdosen im ersten Lebensjahr schützen nicht ein Leben lang vor Keuchhusten. Daher sollte eine erste Auffrischung im Vorschulalter passieren, eine zweite im Jugendalter.
Und auch im Erwachsenenalter sollte man sich noch einmal eine Auffrischung beim Arzt oder der Ärztin abholen. Das sollte gemäß der Stiko-Empfehlung zusammen mit der nächsten fälligen Tetanus- und Diphtherie-Auffrischung passieren, die alle zehn Jahre dran ist. Hintergrund: Die Keuchhusten-Impfung gibt es nicht einzeln, sondern nur als Kombinationsimpfstoff.
Schwangeren empfiehlt die Kommission außerdem eine Impfung zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels – und zwar unabhängig davon, wie lange die letzte Auffrischung her ist. Besteht das Risiko einer Frühgeburt, sollte die Impfung bereits im zweiten Schwangerschaftsdrittel erfolgen. Das Ziel: das Neugeborene vor der Erkrankung zu schützen.
Für Erwachsene ist eine Keuchhusten-Infektion in den meisten Fällen nicht gefährlich. Todesfälle im Erwachsenenalter kommen sehr selten vor, wie die Informationswebsite „impfen-info.de“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) schreibt.
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Doch die Erkrankung ist lästig, denn der Husten bleibt im Durchschnitt sechs bis sieben Wochen, manchmal auch über Monate. Wer eine Keuchhusten-Infektion überstanden hat, hat nicht für den Rest seines Lebens Immunität aufgebaut. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind Genesene maximal 10 bis 20 Jahre vor einer erneuten Infektion geschützt. (dpa)
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