Das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zeigt seit Samstag das selten gespielte Musical „Der Mann von La Mancha“. Die Premiere wurde stürmisch gefeiert.
Am Ende konnte Philipp Kranjc am Samstag bei der Premiere des Musicals „Der Mann von La Mancha“ am Musiktheater im Revier doch noch triumphieren. Ausgerechnet er hatte sich nämlich bei den Schlussproben eine Rippenverletzung zugezogen – und die Produktion des eher selten gespielten Stücks war, wie Intendant Michael Schulz betonte, in Gelsenkirchen überhaupt nur seinetwegen und mit ihm in der Hauptrolle angesetzt worden.
Der „Mann von La Mancha“ ist natürlich der bekannte Möchtegern-Ritter Don Quijote, zugleich aber auch dessen Schöpfer, der spanische Nationaldichter Miguel de Cervantes – und so entsteht in dem Musical von Dale Wasserman und Mitch Leigh aus dem Jahr 1965 ein Spiel im Spiel.
Cervantes kommt ins Gefängnis, weil er sich als Steuereintreiber mit der Kirche angelegt hat. Bevor er sich vor der Inquisition rechtfertigen muss, zerren Mitgefangene ihn vor ein Scheingericht. Dabei schlüpft er zu seiner Verteidigung in die Rolle seines Romanhelden Alonso Quijana, der wiederum als Don Quijote gegen alles Unrecht streitet. Die anderen Häftlinge lässt er mitspielen.
Die Bühnen-Realität sieht übel aus: Katrin Hieronimus zeigt eine finstere Gefängniswelt mit hohen, käfigartigen Gittern. Tyrannische Autorität dringt als Stimme aus dem Off herein oder offenbart sich in Gestalt eines blindwütigen Schlägertrupps in Uniform.
Aber glücklicherweise gibt es ja die durch Don Quijote in seinen Abenteuern vorgestellte idealisierte Scheinwelt: Carsten Kirchmeier inszeniert sie mit wenigen Requisiten und umso größerer Imaginationskraft und Fantasie. Hinreißend, wie etwa der Ritter und sein Knappe Sancho auf unsichtbaren Pferden reiten oder aus wenigen umgekippten Tischen ein Beichtstuhl entsteht.
Philipp Kranjc ist als Titelheld in seinem Element. Dabei verleiht er dem Ritter von der traurigen Gestalt – trotz Kochtopf auf dem Kopf und Feudel als Lanze in der Hand – Ernst und Würde, verzichtet also auf jeglichen Klamauk. Mit angenehm warmem, tragfähigem Bariton lebt er seinen „unmöglichen Traum“ von einer besseren Welt. „The impossible dream“ ist der größte Hit des Musicals – die Gelsenkirchener Aufführung findet komplett auf Deutsch statt.
Aus dem spielfreudigen Ensemble sticht Tenor Benjamin Lee als Sancho heraus, der seine Treue zu Don Quijote anrührend besingt und dessen Liebesbrief an Dulcinea gewitzt rezitiert. Die holde Dulcinea und deren Alter Ego, die Magd und Hure Aldonza, verkörpert die Musicalsängerin Elisabeth Hübert darstellerisch überzeugend, aber mit etwas dünner, substanzloser Gesangsstimme.
Die Musik ist immer wieder spanisch getönt mit Folklore-Anklängen samt Flamenco-Gitarre und Kastagnetten im Orchester. Mateo Penaloza Cecconi und die Neue Philharmonie Westfalen lassen da – wie die Produktion insgesamt – wenige Wünsche offen. Unbedingt hingehen!
Termine: 5. / 6. / 13. 4., 8. / 10. / 25. 5., 1. / 18. / 20. 6., 5. / 12. 7.2025; Karten: Tel. (0209) 409 72 00.
www.musiktheater-im-revier.de
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