Können Sie mit diesen bunten Münzen wirklich bezahlen? – WAZ News


Gelsenkirchen. Fünf-Euro-Münzen mit Insektenmotiven sorgen in Gelsenkirchen für Verwirrung an der Kasse. Sind sie wirklich echtes Geld? Der Test.
Wer das grüne Heupferd, die rote Mauerbiene oder gar den martialischen schwarzen Hirschkäfer auf die Theke legt, erntet ungläubige Blicke. Meist folgen dann Sätze wie: „Was ist denn das für ein Ding?“, „Soll das echtes Geld sein?“ oder „Sie wollen mich doch wohl auf den Arm nehmen, damit können Sie hier nicht bezahlen“ – gepaart mit einem resoluten Kopfschütteln. Das liegt an der eher seltenen Fünf-Euro-Münze, die beim Selbstversuch in Gelsenkirchen an der Kasse den Besitzer wechseln soll. Neun unterschiedliche dieser Sammlermünzen sind zwischen 2022 und 2024 ausgegeben worden. Das Besondere: Auf der Vorderseite prangt ein koloriertes Insektenmotiv.
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Mit etwas mehr als 27 Millimetern Durchmesser und neun Gramm Gewicht ähnelt diese Fünf-Euro-Münze eher einem üblichen Zwei-Euro-Geldstück. Zumindest wenn man die Wertseite als erstes betrachtet. Spätestens wenn das Auge an der Prägung „5 Euro“ unter dem Schriftzug „Bundesrepublik Deutschland“ am Rand hängenbleibt, wächst die Überraschung. In diese mischen sich jähe Zweifel und noch mehr Verwunderung, wenn die Bildseite ins Blickfeld gerät – die mit dem farbveredelten Bild eines dicken Brummers oder Krabblers.
So zum Beispiel an der Fleisch- und Wursttheke bei „Ridderskamp & Hahn“ in der Innenstadt. Als das Fünf-Euro-Stück mit der metallisch-blauen Prachtlibelle auf der Bildseite wird die Bedienung stutzig. „Nee nee“, sagt die Verkäuferin und dreht das Geldstück nachdenklich auf der Handfläche hin und her. „So watt kenn ich nicht, damit könnse bei mir nich bezahlen.“ Zu groß die Angst, Falschgeld in die Hand gedrückt zu bekommen. Ebenso beim Filialleiter. Fürs geliebte Fleischwurstbrötchen muss „reguläres Geld“ herhalten.
Ähnlich sieht es bei der Bäckerei Gatenbröker aus. Oder bei Mr. Wasabi ein kleines Stück weiter. „So ein Geldstück sehe ich zum ersten Mal. Sieht gut aus“, sagt der freundliche Mann an der Theke. Dann aber schüttelt er den bedauernd den Kopf. „Leider akzeptieren wir dieses Geld nicht.“ Auch bei Petra Fengels, die auf dem „König“ Räucher-Forelle und -Aal an den Mann oder die Frau bringt, beißt man wohl auf Granit. Akzeptiert sie dieses ungewöhnliche Zahlungsmittel? „Eher nicht.“
„Nee, nee. „So watt kenn ich nicht, damit könnse bei mir nich bezahlen.““
Dabei gilt: Offizielle Euro-Münzen aus Deutschland sind hierzulande ein gesetzliches Zahlungsmittel. Angenommen werden müssen sie laut Münzgesetz bis zu einem Nennwert von 50 Euro. Pro Zahlung muss man aber nur Gedenkmünzen im Wert von maximal 200 Euro akzeptieren. Allerdings darf ein Geschäft die Annahme von Sammelmünzen im Voraus verweigern – zum Beispiel durch ein Schild. In der Praxis zeigt sich jedoch häufig, dass viele Verkäufer sie nicht annehmen wollen, weil sie weder die Münzen noch die Rechts­lage kennen.
Eine andere Sache ist es, wenn man mit den Münzen ins Ausland geht: Dort sind nur die Zwei-Euro-Gedenkmünzen aus Deutschland ein gesetzliches Zahlungsmittel – also die Münzen, die es auch in „normaler“ Ausführung gibt und die sich nur durch das Motiv unterscheiden. Jedes Land darf pro Jahr zwei dieser Sondermünzen prägen. Das wissen aber wahrscheinlich nur Numismatiker, also Münzsammler und -kundige, oder Bankangestellte, die in Sachen Zahlungsmittel noch am ehesten auf dem neusten Stand sind.
Mehr Erfolg haben die Kaufversuche am Glühweinstand von Philipp Biermann am Neumarkt oder bei Christina Njehu, sie schiebt das gute Buch zu später Stunde über die Ladentheke bei Kottmann.
„Meine Mitarbeiter hätten sehr wahrscheinlich das Geld nicht angenommen“, sagt Biermann, der davon berichtet, dass auch schon versucht wurde, ihm und seinen Mitarbeitern Blüten unterzuschieben. Der frisch gebackene Familienvater steht heute selbst einmal am Zapfhahn, ein glücklicher Zufall, denn bei ihm überwiegt die Neugier. „Eine schnelle Google-Suche sagt mir, dass es sich um eine echtes Geldstück handelt. Ich würde das Fünf-Euro-Stück also annehmen.“
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Bei Christina Njehu überwiegt was ganz anderes: „Die Münze ist ausgesprochen hübsch, die behalte ich. Vielleicht ist sie sogar mal etwas wert.“ Das kann sein, muss es aber nicht. Maßgeblich ist der Seltenheitswert. Manche Fünfer (oder auch Zweier) erzielen vier- oder fünfstellige Ergebnisse. Eine der teuersten Euro-Münzen war übrigens zuletzt eine griechische Zwei-Euro-Münze, die für satte 150.000 Euro zum Verkauf angeboten wurde Das Fundstück stammt aus dem Jahr 2002. Abgebildet ist wie bei den normalen Zwei-Euro-Münzen die Entführung der Europa.
In der Realität gelangen nur wenige dieser Sammlermünzen in Umlauf. Es gibt davon viele, als 5-, 10- oder auch als 25-Euro-Geldstück. Der Grund: Die Münzen kosteten in der Regel schon bei der Ausgabe mehr, als es ihre eigentliche Kaufkraft hergibt. Wer dagegen die Euro-Goldmünzen zum Nennwert von 20 oder 100 Euro zum Bezahlen nutzt, der muss ein bisschen verrückt sein: Ihr Materialwert und auch ihr Preis liegen weit über dem, was draufsteht.
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