Gelsenkirchen. Buch über Heimat im Wandel: Was macht ihn aus, diesen Mythos, dieses Gefühl? Kann Schalke (nicht der Stadtteil) Heimat sein und ebenjene stiften?
Vor einigen Tagen noch stand der FC Schalke 04 mit dem Rücken zur Wand – mal wieder. Abstiegskampf in Liga 2 heißt die Realität statt traumhafte Abende im Europapokal. Und dennoch pilgern Spiel für Spiel 60.000 in die Arena und reisen so viele Fans wie bei keinem anderen Verein der Mannschaft zu Auswärtsspielen quer durch die Republik hinterher. Dass Schalke für seine Fans mehr ist als nur Fußball, ist offensichtlich. Aber was macht ihn denn nun aus, diesen Mythos, dieses Gefühl? Kann Schalke (nicht der Stadtteil) gar Heimat sein und ebenjene stiften? Und was hält die Menschen im Ruhrgebiet zusammen, wie wird „Heimat“ heute empfunden und gelebt?
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Diesen und weiteren Fragen ist die Brost-Akademie gemeinsam mit der FUNKE Mediengruppe in den letzten zwei Jahren in einem gemeinsamen Projekt nachgegangen. Das Resultat ist nun der Sammelband „Heimat im Wandel – das Wir im Revier“, herausgegeben von Prof. Bodo Hombach, Präsident der Brost-Akademie. Neben spannenden Forschungsergebnissen, Analysen und persönlichen Geschichten von vielen Autoren
beleuchtet unter anderem auch Sinan Sat, Redaktionsleiter der WAZ Gelsenkirchen, Schalkes Rolle als Identitätsstifter.
Mit einer Mischung aus emotionalem Erzählen, historischer Einordnung und soziokultureller Analyse zeigt der Journalist dabei auf, wie tief der Fußball in die Lebenswirklichkeit der Menschen in Gelsenkirchen und der Region eingebettet ist.
Sinan Sat erinnert dabei unter anderem an Erich Wehner, bekannt und berüchtigt in der Schalker Fanszene, trotz oder obwohl Wehner die meiste Zeit seines Lebens mittellos war. Vor zwei Jahren starb der Kult-Fan, seine letzte Ruhe fand er auf dem Schalker Friedhof. Die persönliche Geschichte von „Assi Erich“ veranschaulicht eindrücklich, wie Fußball soziale Bindungen und ein starkes Wir-Gefühl schaffen kann – auch über persönliche Bekanntschaften hinaus. Sinan Sats Schilderung der Trauerfeier, bei der Fans, Vereinslegenden und Fremde gemeinsam Abschied nehmen, macht den integrativen und identitätsstiftenden Charakter von Schalke lebendig.
Auch die Verknüpfung von Fußball mit religiösen und kulturellen Aspekten, etwa der „Schalke-Kirche“ oder der Stiftung Schalker Markt, erweitert die Perspektive auf das Thema Heimat. Diese Verbindungen unterstreichen, dass Schalke weit mehr als ein Sportverein ist: Es ist ein kulturelles und soziales Phänomen, das eine Gemeinschaft über Generationen hinweg prägt. Begriffe wie „Heimatgefühl“, „soziale Klammer“ oder „Integrationsmaschine“ fassen die Rolle des Vereins prägnant zusammen.
Insgesamt ist der Beitrag eine berührende Hommage an den Fußball als Identitätsstifter im Ruhrgebiet. Er zeigt, wie der Sport, besonders in Gelsenkirchen, Gemeinschaft und Zusammenhalt schafft. Die Mischung aus individuellen Geschichten, kulturhistorischen Bezügen und emotionaler Tiefe macht den Text nicht nur für Fußballfans, sondern auch für ein breiteres Publikum interessant.
„Heimat im Wandel – Das Wir im Revier“, Klartext Verlag
ISBN: 978-3-8375-2668-4
Seitenzahl: 224
Preis: 19.95 Euro
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