(Fast) der Älteste: Besonderer Geburtstag in Gelsenkirchen – WAZ News


Redakteur Lokal
Gelsenkirchen. Rudolf Heß hat am 5. Dezember Geburtstag und hat mittlerweile ein nahezu biblisches Alter erreicht. Das ist sein Rezept für ein langes Leben.
Als Rudolf Heß am 5. Dezember 1920 das Licht der Welt erblickt, hatten wenige Monate zuvor der Kapp-Putsch und der Ruhraufstand stattgefunden. Sage und schreibe 104 Jahre sind seitdem vergangen – und Rudolf Heß ist immer noch rege am aktuellen Zeitgeschehen interessiert.
Nun feierte der Bewohner der Belia Seniorenresidenz an der Westerholter Straße in Buer im Kreise von Angehörigen und Freunden diesen so besonderen Geburtstag. Mit seinen 104 Jahren ist er laut Stadtsprecher Martin Schulmann momentan der zweitälteste noch lebende Mann in ganz Gelsenkirchen. „Ein anderer ist noch drei Monate älter als Herr Heß“, so Schulmann. Die derzeit älteste Bürgerin der Stadt ist übrigens 106 Jahre alt.
Erst seit Herbst 2023 lebt der im schlesischen Grünberg (heute: Zielona Góra) geborene Heß in der Alteneinrichtung im Gelsenkirchener Stadtnorden. Zuvor war über viele Jahre hinweg Gladbeck sein Lebensmittelpunkt. Genauer gesagt: der dortige Stadtteil Zweckel. In der Seniorenresidenz ist Heß laut André Wischnewski, dem stellvertretenden Pflegedienstleiter, einer von insgesamt 26 Bewohnern, die zur „Wohngruppe am Stadtwald“ gehören. Im gesamten Haus sind momentan rund 80 Seniorinnen und Senioren untergebracht.
„Ich hatte stets einen guten Kontakt zu Onkel Rudi“, erzählt Beate Kronfeld, die Nichte des Jubilars. Gemeinsam mit ihrem Mann Alfred ist sie aus dem bayrischen Straubing angereist, um den Ehrentag ihres Onkels mitzufeiern. „Bis zu seinem 99. Geburtstag im Jahr 2019 hat er uns immer einmal im Jahr bei uns daheim in Bayern besucht. Dann ist er stets von Gladbeck aus mit dem Zug gefahren – und das ohne Probleme“, erzählt sie. Dass er die gut 650 Kilometer Entfernung von Haustür zu Haustür immer ganz allein zurücklegte, sei laut Kronfeld ein Indiz für seine große Selbstständigkeit, die bis ins hohe Alter reichte.
Den letzten Urlaub verbrachte der Senior gemeinsam mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Gerda Simon im Mai 2022 in einem Kurhotel in Italien. Erst danach wurden ihm die Belastungen durch das Reisen zu viel. Dass er körperlich so lange gut beieinander war, lag vielleicht auch daran, dass sich Heß stets sehr gern bewegt und fit gehalten hat. „Der Uli ist mein Sportfreund und mein Vorturner“, erzählt Heß im WAZ-Interview und deutet auf einen der Gäste, die ihm an seinem Ehrentag persönlich vor Ort gratulieren wollen.
Zweimal pro Woche habe Gymnastik auf dem privaten Trainingsplan von Rudi und Uli gestanden. Hinzu sei ein wöchentlicher Besuch im Schwimmbad und ein Besuch in einer Sauna gekommen. Das sei sein Rezept gewesen, um möglichst lange vital zu bleiben. Und ganz offensichtlich hat dieses Vorhaben seine Wirkung nicht verfehlt.
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Dass er heute noch lebe, sei aber auch ein Glücksfall gewesen, betont Heß. Denn im Zweiten Weltkrieg sei er als 19-Jähriger eingezogen worden. Auf dem Westfeldzug der Wehrmacht in Richtung Frankreich sei er aber nicht weit gekommen. Nach einem Bauchschuss landete er erst im Lazarett und dann in einer Klinik – und überlebte.
Seine Brötchen verdiente Heß nach dem Krieg erst als Vermessungstechniker, dann als Vermessungsingenieur. Die Arbeit brachte ihn ins Ruhrgebiet, wo er dann Wurzeln schlug. Auch nach seinem Renteneintritt im Jahr 1985 blieb er seiner neuen Heimat treu. Bis heute. Und so freute er sich, dass an seinem 104. Geburtstag seine noch verbliebenen Angehörigen in Buer vorbeischauten. Darunter auch sein einziger Sohn Andreas (65), der heute im irischen Dublin lebt.

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