Ein letztes ‚Mach‘s gut, Jung‘: Zum Tod von Frank Frye – WAZ News


Audience Development Redakteur
Gelsenkirchen / Gladbeck / Kirchhellen / Dorsten. Frank Frye ist gestorben. Als Fußballtrainer hinterließ er Spuren bei Klubs in Gelsenkirchen, Gladbeck, Dorsten und weiteren Städten. Ein persönlicher Nachruf.
Frank Frye ist tot. Vier kleine Worte, die in dem Moment, als ich es erfuhr, ein Loch in meinen Magen rissen. Die Fußball-Familie verliert einen Klasse-Fußballer, einen ehrlichen, fleißigen und hochkompetenten Fußballtrainer – vielmehr noch aber einen besonderen Menschen.
Frank hat Spuren hinterlassen. Überall, wo er war. Und das waren in seiner langen Karriere viele Vereine.
Nur einige seiner Erfolge: Als Spieler holte er mit der A-Jugend von Schalke 04 1980 und 1981 jeweils die Vize-Meisterschaft. Als Trainer führte er in Gelsenkirchen Westfalia Buer 2002 in die Bezirksliga. In Gladbeck 2010 den BV Rentfort. In Schermbeck stieg er mit dem TuS Gahlen 2012 in die gleiche Klasse auf. Und in Dorsten – bei meinem Verein RW Deuten – schaffte er 2016 sowie 2019 den Sprung in die Landesliga und 2020 in die Westfalenliga.
Zuletzt trainierte er bis zum 31. Dezember 2023 den FC RW Dorsten – obwohl sich seine Krankheit bereits bemerkbar machte. Das war typisch für diesen „liebevoll knorrigen“ Mann – der sich immer der nächsten Herausforderung stellte.
„Liebevoll knorrig“ – so beschrieb ihn Conny Eckold, damalige Fußball-Abteilungsleiterin in Gahlen, als ich anlässlich seines Abschieds aus der Lippestadt zwei alte Weggefährten zu Wort kommen ließ. Der andere war mein früherer Nachbar und Freund Mathias Deckers, der noch heute Sportlicher Leiter bei RW Deuten ist.
Frank und Mathias wurden damals Freunde, als er 2015 in Deuten anheuerte. Eigentlich sollte Frank das Team mit Andreas Kotter übernehmen. Als der aus familiären Gründen kurzfristig absagen musste, schulterte Frank die Aufgabe allein. Dafür sind wir ihm in Deuten heute noch dankbar.
Einmal in der Verantwortung arbeitete Frank wie besessen daran, das Team weiterzuentwickeln. Als A-Jugendlicher war ich als dritter Torwart eingeplant und ganz nah dran an vielen Trainingseinheiten, einem Trainingslager in Bitburg – und der Landesliga-Aufstiegsfeier nach einer spannenden Relegation.
Frank hat mich weitergebracht – als Fußballer, als Trainer, der ich mittlerweile selbst bin, vor allem aber als Mensch. Er war klar in seiner Ansprache – verstand es aber gleichzeitig auch, Freund der Spieler zu sein. Er wusste, wen er härter anpacken – und wen er lieber in Ruhe lassen musste. Und er konnte tanzen.
Vor einem Spitzenspiel – Erster gegen Zweiter – war die Stimmung in der Kabine angespannt. Alle waren nervös. Frank zögerte nicht lange, ließ die Musik aufdrehen und begann mitten in der Kabine zu tanzen. „Macht Euch locker“, sagte er. Seine nächsten Tänze waren die Aufstiegstänze. Deckers nannte ihn „Feier-Tanz-Biest“ – und das war er.
Wie großartig Frank als Mensch war, zeigt mir noch heute eine Szene. Dafür muss ich kurz ausholen: Wie viele Journalisten begann ich meine Karriere bei der Heimatzeitung. Und wie viele Sportler, die schreiben wollen, schrieb ich meine ersten Zeichen in der Sportredaktion. Weil ich bei den meisten Spielen am Bahndamm selbst war, durfte ich also über meinen Heimatverein schreiben.
Den Vorwurf, nicht neutral zu sein, wollte ich nie hören. Deswegen war ich manchmal sogar kritischer als nötig – auch gegenüber Frank. Das führte dazu, dass ich ihn nach einem Spiel ordentlich in die Pfanne hieb. Er wechselte einen Spieler aus, der unglücklich war und direkt nach Hause fuhr. Frank kommentierte die Szene mit einem Spruch, den ich heute vielleicht nicht mehr veröffentlichen würde. Doch nachtragend war er mir nie. Beim nächsten gemeinsamen Bier war die Geschichte für ihn vergessen.
Er schrieb mir weiter – auch nach seinem Weggang aus Deuten. Etwa, wenn er Informationen zu anderen Gegnern haben wollte. Oder zu Corona-Regeln.
Das letzte Mal, dass ich Frank persönlich sah, war im Sommer 2022. Er war Trainer beim VfB Kirchhellen II. Wir testeten mit RW Deuten II bei ihm. Ich erinnere mich an das letzte gemeinsame Lachen, einen Klaps auf die Schultern und sein „Mach’s gut, Jung“. Es war sein letztes für mich.
Frank, die Fußball-Familie wird Dich vermissen. Und wenn ich je ein Spiel coachen darf, in dem es um was geht, ich in die angespannten Augen meiner Spieler schaue und einfach zu tanzen beginne – dann werde ich an Dich denken. Mach’s gut, Frank.
Frank Frye wurde 62 Jahre alt. Er starb nach langer, schwerer Krankheit.
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